Wie geht es Unternehmen, die ein Skandal bis ins Mark erschüttert hat? Eine Studie der Universität von Sussex (zur Studie: http://www.sussex.ac.uk/newsandevents/?id=28940) vergleicht 80 Unternehmensskandale zwischen 1993 und 2011.

Dabei überrascht eine bemerkenswerte These: Unternehmen, die gravierende Schäden auf Grund eines Skandals, das Ihren CEO betrifft, verkraften müssen, stehen bereits wenige Jahre später im Vergleich mit Ihren Wettbewerbern besser da.

„However, the operating performance of the sample firms is better than their matched counterparts in the years after the scandal.“

aus: The market response to corporate scandals involving CEOs

Wie ist das möglich? Surendranath Jory, Leiter der Studie, erklärt, dass Unternehmen Skandale nutzen, um sich künftig besser zu schützen. So wirkt ein Skandal langfristig betrachtet wie ein Katalysator zitiert ihn die Wirtschaftswoche.

Ein Skandal wirkt wie ein Katalysator.

Was Change Management so unpopulär macht, ist die Tatsache, dass wir uns mit unguten Zuständen und Schwierigkeiten konfrontieren müssen, bevor wir mit Veränderungen neue Chancen erschließen können. Das macht Veränderung so schmerzhaft und erklärt auch, weshalb Change lieber vermieden wird. Im Falle eines Skandals zwingen äußere Umstände, wie negative Schlagzeilen, Klagen und Verurteilungen, Unternehmen zum Handeln. Die Dringlichkeit für Change wird von außen durch den Skandal aufgezwungen, deshalb – so meine These – ist die Umsetzung von Veränderung innerhalb des Unternehmens deutlich einfacher: Es gibt weniger Widerstand gegen den Change, da die Dringlichkeit aufgrund des Skandals allen Betroffenen – und damit allen Mitarbeiter einer Organisation – mehr als deutlich ist.

Der Skandal „außen“ schweißt die Betroffenen „innen“ zusammen – und das stärkt die Veränderungsbereitschaft im Unternehmen.

Wenn der Skandal vom Unternehmen überstanden ist, verbessern sich mittelfristig durch seine erhöhte Veränderungsbereitschaft die Wettbewerbschancen. So betrachtet, eine klare Sache. Doch niemand wünscht sich einen handfesten Skandal, um wachgerüttelt zu werden.

Deshalb werfe ich einen Blick über die Grenzen in die Schweiz: Der starke Schweizer Franken macht der Tourismusbranche aktuell das Leben schwer. Skigebiete, die wesentlich von deutschen Urlaubern leben, sind von Buchungsrückgängen bedroht bzw. konkret betroffen.

Not macht erfinderisch.

Die Schweizer Tourismusbranche kann Währungsentwicklungen nicht beeinflussen und ist doch Opfer der Währungspolitik. Eine kreative Lösung auf den „Frankenschock“ nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses von 1,20 Franken durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Januar hat Grächen im Wallis gefunden: Urlauber dürfen in Euro bezahlen und das zu einem garantierten Wechselkurs von 1,35 Franken. Die Grächener Unternehmen tätigen mit den Einnahmen Investitionen auf dem deutschen Markt.

„Die Bergbahnen kaufen zum Beispiel Ticketerfassungssysteme, Pistenfahrzeuge und Ersatzteile in Deutschland ein.“

Berno Stoffel, Direktor der „Touristischen Unternehmung Grächen AG“

So ist es dem Familien-Skigebiet Grächen gelungen Buchungen aus Deutschland konstant zu halten, während andere Urlaubsregionen in der Schweiz am teuren Franken kranken.

Die Grächener machen aus der Not eine Tugend, indem Sie für deutsche Urlauber einen günstigen Wechselkurs simulieren. Auch hier entsteht ein innerer Zusammenhalt, diesmal sogar unternehmensübergreifend in einer Ortschaft, gegen eine Bedrohung von außen.

Wie können Sie diese Erkenntnisse für Ihr Unternehmen nutzen? Sehen Sie eine Möglichkeit, den inneren Zusammenhalt angesichts einer externen Bedrohung oder gar akuten Krise, positiv zu stärken und zu nutzen? Ich freue mich über Ihre Meinungen und Ideen in den Kommentaren!

Herzlichst Verena Czerny

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